ÜBERGÄNGE UND GRENZGÄNGE 2011

Kunstverein Olten, Stadthaus Olten

ÜBERGÄNGE UND GRENZGÄNGE

Kunstverein Olten, Stadthaus Olten

04. September - 02. Oktober 2011

 

Ob die Orte bloss verlassen sind oder niemand je dort gewohnt hat, ist auf den ersten Blick kaum auszumachen. Es sind Landschaftsansichten, menschenleer, kaum Zivilisationsspuren. Karge Stein- und Felsgebiete, erinnernd an Wüstenebenen, Mondlandschaften. Nebelschwaden verhindern die Sicht zum Horizont. Ohne Rauschen - ganz still.

 

Was Patrizia Maag-Barbieri hier mit ihrer Videokamera und anschliessend in Videostills festgehalten hat, sind Stadtränder, "Unorte", wie sie es nennt. Es sind Brachgebiete, verlassen und wartend. Wartend auf eine Zukunft, die oft noch ungewiss ist. Die Orte tragen Hoffnung in sich: Was wird hier geschehen? Alles ist noch möglich. Assoziationen werden geweckt, die der Realität oft nicht nahe kommen: Es ist die Illusion, in eine unbelassene Natur zu blicken und ein Wunschdenken, diesen Ort, Im Moment des Übergangs, bannen und beibehalten zu können.

Brachgebiet - diese Landschaftsform hat bereits eine Vergangenheit, die durch menschliches Eingreifen ihr jähes Ende fand. In einem flüchtigen Moment hält die Künstlerin fest, was ein von Ungewissheit geprägter Zustand ist. Sie dokumentiert eine Zwischenstation: Das Schicksal des Ortes liegt in den Händen jener, die das Bestmögliche daraus machen wollen, damit aber vielleicht das Bestmögliche verhindern. Landschaften an den Rändern der Städte: In unbestimmter Zukunft tiefgreifenden architektonischen Veränderungen ausgeliefert, von Neuem umgewälzt.

 

Gegossener Beton in Modellgrösse erinnert an Baufundamente. Jene Überreste, die auf Brachgebieten noch an die Vergangenheit erinnern. Patrizia Maag-Barbieri übernimmt die architektonische Bildsprache und damit eine Doppelfunktion: Sie knüpft an jeder Brachlandschaft zugrunde liegenden Geschichte an, gleichzeitig schafft sie Neues, auf die Zukunft dieser Gebiete verweisend. Konkretisiert wird dies in den nach Fotovorlage reduzierten, in sanften Grautönen gehaltenen Tuschezeichnungen. Sie greifen den Gedanken überbauter Landschaft auf, visualisieren und konkretisieren die wahrscheinlichste Zukunftssituation jener Übergangslandschaften. Die Künstlerin ist Grenzgängerin zwischen Stadt und Land und hält Beispiele der Agglomeration eigenen Erscheinungsform fest. Obschon es sich um eine bewusst subjektive Auswahl an Motiven von Häuserzeilen und Grossüberbauungen handelt, so stehen sie charakteristisch für das Ende vom Wandel; der Wandel vom "Unort" zum "Ort". Auf architektonische Formen reduziert, rückt die umliegende Landschaft in den Hintergrund und verschwindet schliesslich ganz im Kontrast zum konstruierten.